Am 18.02. 2010 war es also soweit und ein neues Kapitel in der Geschichte des Virtual Racing e.V. und ebenso von Team HPM wurde aufgeschlagen. iRacing.com heißt die Simulation. Die Strecken und Fahrzeuge sind lasergescannt, daraus folgt eine extrem herausfordernde (weil reale) Physikumsetzung. Neue Fahrzeuge (Wechsel vom alten Cup-Car auf das COT), alte Gegner wie DOMinator Andy Wilke oder George Kuyumji und neue „Feindbilder“ wie die extrem schnellen Torsten Gross und Christian Wilms. Das erwartet also die HPM-Jungs im Hauptbetätigungsfeld des Teams. Ovalracing mit V8-Motoren, die ~750PS liefern und dabei ca. 1,6 Tonnen vorwärts wuchten. Strecken, die nur auf den ersten Blick einfach nur Linksrum gehen, auf den zweiten Blick aber ihre Eigenheiten auf brutale Weise offenbaren. Nach dem Break folgt eine kurze Zusammenfassung der Rennen aus Daytona und Michigan. Viel Spaß!

In Daytona startet traditionell die reale NASCAR-Top-Klasse (Sprint Cup) seine Saison und genauso hält es seit Jahren die GNL DOM. Deutsche Online Meisterschaft, das heißt, hier fahren vor allem ganz vorn die besten Fahrer im deutschsprachigen Raum. Enge Zweikämpfe sind vor allem auf den Superspeedways wie Daytona und Talladega garantiert, da hier die Fahrzeuge mit Luftmengenbegrenzern ausgestattet sind. Das führt dazu, dass der Windschatten eine extrem große Rolle einnimmt. Es kann sich kein Fahrer in Alleinfahrt vom Feld absetzen.

Deswegen hieß es schon im Training, vor allem ein Rennsetup zu finden, dass sich überall im Pulk perfekt verhält. Wenn 15 Autos innerhalb einer Sekunde gezeitet sind und dabei auch noch in zwei Reihen nebeneinander fahren, kann man keine Gurke als Untersatz gebrauchen. Die Pole in Daytona holte sich Martin Thiemt, der in iRacing auch in der offiziellen Pro-Series unterwegs ist. Marvin zeigte mit Platz 7 direkt, dass für ihn vordere Plätze möglich sind. Torsten mit Startplatz 18, Laurenz auf 23 und Marc sogar nur auf 28 machten sich nach dem Quali schon Gedanken, wie es nach vorne gehen soll. Jörg hat derzeit einen gewaltigen beruflichen Schritt zu bewältigen, weshalb er in Daytona noch aussetzte.

120 Runden waren zu fahren, 300 Meilen also. Das bedeutete knapp 2 Stunden Hochkonzentration und Null-Fehler-Taktik. Wenn es in Daytona knallt, dann meistens richtig. Leider spürten das Laurenz und Torsten nach 26 Runden am eigenen Leib. Beide waren seit einigen Runden auf der Outside Line unterwegs, gaben sich gegenseitig Windschatten und hatten schon einige Positionen gut gemacht. Allerdings waren sich direkt vor ihnen zwei Kontrahenten nicht einig, rutschten erst nach unten, um direkt wieder nach oben zu schlittern. Da links neben den beiden HPM’lern Autos waren, blieb nur der Versuch, soweit wie möglich abzubremsen und den Schaden zu vermeiden oder zu minimieren. Laurenz hatte dabei Glück, Torsten weniger. Die Aufhängung rechts vorn war irreperabel beschädigt und der Auftakt zur DOM 2010 im Eimer.

Torsten: Ich bin ziemlich frustriert. Wir waren live im Stream, hatten im Rennen ein Auto, dass im Draft super funktionierte und eine Top 10 war sicherlich drin. Aber in Daytona muss man beim Big One Glück haben. Ich musste auf die tiefe Linie, als es vor mir knallt. Aber da waren eben überall andere Fahrzeuge und dann blieb nur noch die Notbremse. Gereicht hats nicht. Nach dem Wandkontakt hatte ich ein Lenkrad, dass um 30° nach Rechts stand und ein Auto, dass ab 130mph nur noch geradeaus wollte. Irgendwie hab ich auf den Restrictor-Plate-Tracks das Pech an den Hacken. Platz 32 ist ernüchternd.

Laurenz hatte das Glück, Torsten mittig am Heck zu treffen, wodurch die Aufhängung keinen Schaden bekam, der eine Weiterfahrt verhinderte. Der Abend war dennoch gelaufen, nach vorn ging nichts mehr. Vor allem, da der Zwischenfall die letzte (!) Rennunterbrechung brachte. Zwischendurch hatte der von Farao-Classics supportete Münchner zwar den Draft der Spitzengruppe, musste aber wieder abreißen lassen. Platz 22 und ein ebenso frustriertes After-Race-Interview:

Laurenz: Tja. Das war wohl nix! Punkt!

Blieben also noch 2 HPM’ler. Marvin & Marc (die könnten uns eigentlich auch sponsoren, was zu Knabbern in den YF’s 😉 )  Marvin befand sich seit Beginn des Rennens in der Spitzengruppe. Position 8 war die Schlechteste im Rennen. Marc bewegte sich die ganze Zeit zwischen Position 11 und 6. Nach den Stops unter Grün in den Runden 75 bis 80 teilte sich das Feld. In der Führungsgruppe um Leader Martin Thiemt und DOM-As Andy Wilke war auch Marvin, auf Position 3. Die letzten Runden waren dann unheimlich spannend. Marvin war zwar etwas schneller als Wilms, aber wirklich vorbei kam er ohne Hilfe nicht. Wilms wagte seinerseits keine Attacke über außen auf den Führenden und so blieb dem HPM-Piloten im roten Kingston-Auto nur der Alleingang auf der Außenlinie.

Hier nochmal, wie der Autor im Live-Stream die letzten 5 Runden und das Ende erlebte:

Probiers außen! Komm Christian, jetzt geh doch mal nach außen und attackier den Leader! Wooohoooo, yes Marvin, jetzt gehts auf P2!!! *aufspringen* Doch nicht… *hinsetzen* 4 to go. *aufspringen* Jetzt! Jetzt! Jeeeeeetzt! P2!!! Andy hilft nicht auf der Außenlinie! Mist! *hinsetzen und direkt wieder aufspringen* White Flag, letzte Runde. Von hinten droht Andy Wilke, sich den letzten Podiumsplatz zu schnappen. Nach vorn kommen ist aber das Ziel, also raus aus T4 und das letzte Mal die Start-Ziel-Linie  runter. Wieder keine Hilfe, stattdessen nochmal Blocken gegen Wilke. Puls bei 180. Windschatten nutzen von Wilms auf P2, Maximum Attack!!! Noch 500m, Aulmann schiebt sich leicht nach vorn. Wilms bleibt hinter dem Leader, Wilke steckt die Nase nach innen! Noch 200m! Linie halten, so nah wie möglich an Wilms ran… C’mon Buddy!!! Goooooo! Jaaaa! … Nein!!! Andy hat ihn noch kassiert!

Nein! Doch nicht! Das Zielfoto brachte dann die Auflösung. Auf P1 fehlten 0.142 Sekunden, der Vorsprung auf P4 betrug herzschlagverzögernde 62 Hundertstel! Bei Marc war es sogar noch enger. 28 Hundertstel trennten ihn von P9 und 0.071sek auf P11.

4 Fahrer angetreten, Marvin und Marc mit guten Ergebnissen, Torsten und Laurenz mit Pech. So das Fazit aus Daytona.

Das Rennen wurde durch psrtv.com live gestreamt, moderiert vom genialen Kanadier Tim Terry. Eine Aufzeichnung gibts im Archiv von psrtv.com (COT@Daytona)

Zum Luftholen blieb dann kaum Zeit, denn am Sonntag begann schon die Vorbereitung auf das Rennen in Michigan. Jörg bestätigte direkt, dass er dort sein Debüt mit iracing geben wird, Torsten musste leider aufgrund seines Schichtdienstes aussetzen. Schade, denn im Truck-Rennen am Dienstag war der Berliner gut unterwegs und holte eine Top-Ten.

Der Michigan Speedway hat eine ganz andere Charakteristik als Daytona. Sehr weite Turns, viel Platz für Überholmanöver und das Auto verändert innerhalb 25 Runden das Fahrverhalten. Hat man zu Beginn ein neutrales Setup, wechselt der Kurveneingang zum Untersteuern und der Exit immer mehr zum Übersteuern. Vor allem auf der inneren, sehr tiefen Linie ist der Weg zwar kürzer und man kommt problemlos neben den Gegner, aber am Exit kann man nicht voll rausbeschleunigen und der Vorteil neutralisiert sich. Das führt zu rundenlangen 2-Wides oder ständigen Positionswechseln. 240 Meilen betrug die Gesamtdistanz.

Im Quali zeigte Jörg direkt, dass die Umstellung auf die neue Sim geglückt ist. Erstes Rennen, erste Pole!

Jörg: Ich weiß überhaupt nicht, ob ich jemals in der DOM-Geschichte ne Pole geholt habe, zumindest kann ich mich nicht dran erinnern.
Gestern Abend hat der iRacing Rookienoob mal kurz den Hammer ausgepackt und es hat ganz unerwartet geklappt mit der Ersten!

Im Rennen lief es aber gar nicht gut. Je länger der Green-Stint, desto weiter fiel Jörg zurück. Den Reifenverschleiß bekam er einfach nicht in den Griff und nach einem Ausflug in die Wiese und einem lädierten Auto ging es nur noch ums Ankommen. Platz 13 am Ende und die Erkenntnis, dass jede Menge Setup-Arbeit auf ihn zukommt.

Ähnlich erging es Marvin, der an sein erfolgreiches Rennen aus der Vorwoche nicht anknüpfen konnte.  Im Quali nur P17, kam sehr früh das Aus. Ein Wallride, nachdem das Untersteuern am Kurveneingang zu stark wurde und eine deformierte Vorderradaufhängung. In Folge dessen löste er fast eine Yellow Flag aus, da das Auto schlagartig von Grip zu No Grip wechselte und kaum noch zu kontrollieren war. Die Aufgabe war die logische Folge.

Laurenz erwischte ebenfalls einen rabenschwarzen Tag. Das Quali-Ergebnis war mit P9 sehr gut, aber im Rennen hatte er ebenso mit dem Setup verwachst, bekam am Exit von T4 gewaltiges Übersteuern, räuberte ins Infield und durch die Wiese. Einschlag an der Boxenmauer und Schluss. Bisher läuft es nicht beim RotY 2009.

Der einzige Lichtblick war Teamneuzugang Marc Wieneke. Qualifiziert auf P6 war er immer in den Top 10, in Schlagdistanz zu den Top 5 und in den letzten Runden holte sich der Wolfsburger noch den Top5-Spot, nachdem er in einem sehenswerten Fight Torsten Gross und Peter Taggeselle niederringen konnte.

Nach Daytona also Sonnenschein, nach Michigan eher Stirnrunzeln bei HPM. Es stehen allerdings noch 34 Rennen in der Saison aus, da ist noch einiges drin. Als nächstes gehts auf den 1,5 Meilen langen Speedway in Las Vegas. Drückt uns die Daumen!

Daytona Race in der Datenbank

Michigan Race in der Datenbank

Fahrerwertung

Teamwertung

[GNL DOM] Review Rennen 1 & 2
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